Die Vogesen in Ost-Frankreich: einzigartig beeindruckend - und immer wieder eine Reise wert
Am 7. und 8. August 2024 machten sich die Jaguar-Freunde der Sektion Süd Freiburg auf den Weg zu einer 2-tägigen Ausfahrt ins benachbarte Elsass. Entsprechend den Ankündigungen unseres Guides und Sektionsleiters Alexander Seidel (‚Unsere Fahrt durch die Vogesen führt durch schmucke Dörfer, einsame Täler, neben Bächen entlang und auf Höhenstrassen mit herrlichem Ausblick. Gelegenheit, die Schönheit der Region zu genießen‘) freuten wir alle uns schon sehr und waren gespannt, was uns in dem südlichen Teil der Vogesen erwartet – und wie unsere Fahrzeuge die vielen Höhenunterschiede bewältigen würden.
Eines vorweg: Alexander hatte nicht Zuviel versprochen …!
Und vorab eine kurze Info für alle, die diese charmant-rauhe Region Frankreichs noch nicht kennen:
Der Name Vogesen (franz. ‚vosges‘) leitet sich vermutlich von dem ursprünglich keltischen, später von den Römern in Gallien übernommenen Berg- und Waldgott ‚Vosegus‘ ab. Die Kammlinie des Gebirges bildet größtenteils die Grenze zwischen den französischen Regionen Elsass im Osten und Lothringen im Westen, die über einige wichtige Pässe miteinander verbunden sind .
Die Südvogesen sind bekannt für ihre abgerundeten, vielfach bewaldeten Kuppen. Man nennt diese Höhen dort ‚Ballon‘, während man sie jenseits des Rheins als Belchen bezeichnet.
Typisch für mittlere Lagen in den Südvogesen sind endlose Buchen- und Kiefernwälder. Darüber hinaus gibt es auf den höher gelegenen Bereichen ab etwa 1200 m die ‚Hautes Chaumes`‘ (karge Weideflächen).
Die Tour wurde von Sektionsleiter Alexander Seidel minutiös geplant. Er und seine Frau Veronika scheuten keine Mühen und checkten die Straßen bei einer Testfahrt vorab nochmals ab. (Da die Beiden sich vor einigen Jahren in ‚Fresse sur Moselle‘ in den Südvogesen niederließen und sich somit gut in der Region auskennen, waren wir also in besten Händen.)
Route des 1. Tages:
Während die Anfahrt der 7 Fahrzeuge (davon 5 Jaguare) mit insgesamt 15 Teilnehmer (< 30 bis > 80 Jahren) zum Treffpunkt in Breisach am Rhein noch bei Regen stattfand, starteten wir dort nach einem kurzen Briefing und Ausgabe der Streckenpläne pünktlich um 9 Uhr - dann ohne dass die Scheibenwischer benötigt wurden!
Vor dem Start wurde vom IT-affinen ‚Youngster‘ Danny Berchtold eine Live-Stream-WhatsApp für alle Handys installiert: Die App stellt sicher, dass man z.B. im Falle einer Panne nicht verlorengeht ! (Diese Tatsache erhöhte insbesonders beim Verfasser und seiner Frau ihr Sicherheitsgefühl. Es war schließlich ihre erste Club-Ausfahrt ).
Die organisatorischen Voraussetzungen waren also bestens und auch die äußeren Rahmenbedingungen wurden immer besser: der Wettergott meinte es gut mit uns und spendierte bald ideales Ausflugswetter.
Entsprechend des von Alexander sehr detailliert verfassten Roadbook warteten auf uns am Tag 1 vormittags 115 km und nachmittags 53 km französische Landstraßen. Weil die Ausfahrt mitten in der Woche stattfand (eine sehr weise Entscheidung!), war unsere Gruppe erfreulicherweise fast allein auf weiter Flur.
Wir durchfuhren ‚verschlafen-malerische‘ Dörfer wie Ribeauville, Marckolsheim , Elsenheim, Illhäusern und bogen dann in St.Marie sur Mine Richtung Col du Bonhomme ab. Der Col du Bonhomme liegt auf einer Höhe von 949 m und ist ein Pass auf dem Gemeindegebiet von Le Bonhomme (dt: guter Mann)
‚Diszipliniert‘ wie wir waren - indem wir die Instruktionen von Alexander ( ‚stets Sichtkontakt im Spiegel mit dem Hintermann , damit unsere Kolonne zusammenbleibt‘ ) gehorsam befolgten ???? - hatten wir uns die Kaffeepause im ‚Relais Vosges‘ redlich verdient und genossen sowohl Kaffee als auch das Schwätzchen
untereinander.
Weiter ging es durch malerische Land- und Ortschaften, bis wir in der ‚Auberge de la Cascade‘ zum Mittagessen einkehrten. Auf dem Parkplatz dort war ausreichend Gelegenheit, dass ‚greenhorns‘ (wie der Verfasser) vom ‚Profi‘ ( Typ-Referent Manfred Hinz) wertvolle Tipps zur Technik der Katzen erfragen konnten.
Frisch gestärkt erreichten wir wenig später den malerisch gelegenen Lac de Lisbach, den wir in einem 40 -minütigen Marsch umrundeten.
Nach vielen weiteren kurvigen Kilometern über Gerardmer, Planois und Cornimont – immer die prächtige Natur Ost-Frankreichs vor Augen - erreichten wir unser Nacht-quartier ‚Hotel les Sapin‘ in ‚Le Menil‘.
Wir nutzten dort die Abendsonne auf der Terrasse oder die Erfrischung im Hotelpool ( ‚Leben wie Gott in Frankreich‘ ! )
Im Hotel wurden wir mit einem 4 Gänge-Menü köstlich verpflegt ( Das Foto zeigt das Dessert ), und verbrachten noch einige gesellige und kurzweilige Stunden, bei denen gefachsimpelt und zahlreiche amüsante Anekdoten über JAG und Clubmitglieder ausgetauscht wurden …
Die Route des 2. Tages:
Vom Hotel aus ging es frühmorgens über den 6 Km langen ‚Col du Page‘ (einspurig!) ins Nachbartal und dann erreichten wir unterhalb des ‚Col de Bussang‘ die ‚Source de la Moselle‘ ( Moselquelle):
Der Brunnen an der Route des Sources am Fuß des Drumont auf 735 M Höhe markiert offiziell die Quelle der Mosel. Die Quelle ist durch ein Granitdenkmal gekennzeichnet, das am 23. Mai 1965 errichtet wurde. Der Fluss entsteht jedoch aus dem Zusammenfluss von mehreren Bächen, von denen einige in mehr als 1000 m Höhe an den Hängen des Grand Drumont entspringen. Nach einer langen Reise von 560 km mündet die Mosel in Koblenz (Deutschland) in den Rhein, von Bussang aus nur eine Luftlinie von 262 km.
Gut 20 Minuten brauchte unsere Kolonne, um von der Moselquelle runter ins Tal nach St. Maurice sur Moselle und anschließend wieder hoch zum Col de Ballon d´Alsace zu fahren.
Dieses Teilstück gehörte in den letzten 7 Jahren schon mehrfach zu den Tagesetappen der Tour de France. Wenn man weiß, welcher Aufwand für dieses Radrennen betrieben wird, verwundert es nicht, dass der Fahrbahnbelag nicht den Hauch einer Unebenheit aufweist.
Das bedeutete für uns: genussvolles Serpentinen-Fahren auf höchstem Niveau.
Am Hotel Du Sommet wurde geparkt, die Wanderschuhe angezogen, die Sonnenbrille aufgesetzt, die Wanderstöcke herausgeholt – und los gings.
Wir erwanderten den Ballon d’Alsace auf dem 60-minütigen herrlichen Rundkurs und wurden am Ende auf einer Höhe von 1.247 Metern mit einer phänomenalen Aussicht belohnt: Denn bei klarem Wetter bot sich uns ein 360-Grad-Panorama der Jurakette, des Schwarzwalds sowie der Belfort-Schlucht .
Tolle Panoramen rechts: die Statue der Jeanne d’Arc
Die Gruppe posiert vor der Madonna Unserer Lieben Frau,
Baujahr 1862, errichtet von der Pächterin der Ballon-Ferme,
um ihr für die Flucht aus einem heftigen Schneesturm im Jahr 1860 zu danken.
Der Ballon d’Alsace hat übrigens auch eine wichtige mythologische Bedeutung: Einer Theorie zufolge ist er der zentrale Punkt des sogenannten „Belchen-Systems“. Neben dem Elsässer Belchen tragen noch vier weitere Berge im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Schweiz den Namen Belchen. Angeblich nutzten keltische Druiden die fünf Belchen bereits im zweiten Jahrhundert vor Christus als gigantischen Sonnenkalender. Vom Gipfel des Elsässer Belchen aus lassen sich mithilfe des Sonnenaufgangs alle vier astronomischen Jahreszeiten beobachten.
Nach der Wanderung verspürten wir einen mächtigen Appetit und so brachen wir gegen 12:00 h auf, die Serpentinen in der Gegenrichtung abwärts zu genießen.
Danach über den Col du Bussang wieder mal bergauf und wieder abwärts von Lothringen in das Elsass hinab. Die nächste Station war danach der Parc Wesserling, wo wir im Bistro ‚La Fabrique‘ á la carte die französische Küche schätzen lernten. ( u.a. auch eine original ‚tarte flambée‘ )
Da wir beim Essen doch mehr Zeit benötigten, entschieden wir uns, den Park selbst nicht zu besichtigen, sondern weiterzufahren. Wir freuten uns schon auf die berühmte ‚Route des Cretes‘ und ‚Le Markstein‘ sowie die herrlichen Aussichten auf dieser Höhen-Straße.
Die ‚ Route des Crêtes‘ (dt. Gipfelstrasse oder auch Vogesenkammstrasse) erstreckt sich über 77 km und verläuft fast vollständig entlang des Hauptkamms der Südvogesen - man bleibt durchweg auf Höhen rund um 1200 Meter. Die R.d.C. war ursprünglich eine Militärstraße, die von den Franzosen während des Ersten Weltkriegs zur Versorgung der Armee bei der Eroberung des 1871 an das Deutsche Reich gefallenen Elsass gebaut wurde (Hartmannswillerkopf). Sie verläuft fast ununterbrochen auf westlicher Seite etwas unterhalb des Gipfelkamms und damit in Deckung vor deutschem Beschuss. Anders als die meisten anderen Straßen verbindet sie damit keine Orte untereinander. Auf dem Gipfelkamm verlief damals auf weiten Strecken die deutsch-französische Grenze.
Wir befuhren diese spektakuläre Kammstrecke von Le Markstein bis kurz vor den Col du Bonhomme.
Und wir erfreuten uns an den weiten Ausblicken über die Landschaft des Elsass, über Berge und Täler, Weiden und Wiesen. Darüber das wechselnde Wolken-Spiel: wunderschön!
Über den Wipfeln kreisten zahlreiche Gleitschirmflieger!
Sehr beeindruckt von dem fantastischen Ausblick, der Natur und der Ruhe auf der Strecke der „Route de Cretes“ näherten wir uns nach einigen Zwischenstopps für Fotoshootings …
… dem letzten Ziel:
Die Sommerrodelbahn an der Kreuzung oberhalb des Lac blanc.
Der Aufforderung von Alexander zum Rodeln folgte leider niemand - alle kniffen! Also beendeten wir bei Eis, Kaffee und Kuchen den offiziellen Teil unserer Ausfahrt auf der Terrasse des „Restaurant Route de Cretes“ gegen 16:30 h.
Von hier aus fuhren wir hinunter nach Colmar und von dort wieder individuell nach Hause.
Unsere Rückmeldungen beim Abschied an unseren Sektionsleiter Alexander waren überaus positiv.
Alle Teilnehmer waren dankbar und froh,
• dass wir viele Highlights der südl. Vogesen erleben und geniessen durften
• dass der Zustand der ausgewählten Straßen (und das ist nicht selbstverständlich) gut war
• dass das Wetter perfekt war bzw. wurde
• wir eine sehr harmonische Gruppe waren, die Spass miteinander hatten
• und - Gottseidank - alle Teilnehmer und auch Fahrzeuge unfall- und pannenfrei die Heimfahrt antreten konnten.
Resume:
‚Gerne wieder‘ - oder wie der Franzose zu sagen pflegt: ‚avec plaisir à nouveau‘!
Ein ‚MERCI‘ unserem umtriebigen Sektionsleiter Alexander Seidel mit Ehefrau Veronika Seidel von Nieding, denen wir diese toll organisierte Ausfahrt zu verdanken haben
Der Verfasser, Christoph Spinner, ist zusammen mit seiner Frau Christine seit 07/23 glücklicher Besitzer eines rechtsgelenkten Xj 6 und schätzt seither auch die freundliche Aufnahme und Gemeinschaft mit netten Menschen im Jaguarclub Sektion Freiburg sehr.
(Er hat gemerkt, dass Fahren im Konvoi doch die ganze Aufmerksamkeit beansprucht und ist seiner Gemahlin dankbar, dass sie ihn als Beifahrerin begleitet und unterstützt hat ????!)