Die Freiburger beim „British Classic Car Meeting“ 2024 am Genfer See
Die Freiburger beim „British Classic Car Meeting“ 2024 am Genfer See
„Ende gut, alles gut“, so heißt es in William Shakespeares Theaterstück „Was ihr wollt“. In diesem Sinne hatte Alexander Seidel, Sektionsleiter in Freiburg, eine dreitägige Saisonabschlussfahrt nach
St. Prex am Genfer See organisiert. Ziel war das 32. British Car Meeting, das am 5. Oktober 2024 stattfand.
Quelle: www.british-cars.ch
In Zusammenarbeit mit dem Vétéran Car Club Suisse Roman (Oldtimer-Club der französischsprachigen Schweiz) organisieren Autoenthusiasten unterstützt von Freiwilligen nun in St. Prex das Briten-Treffen der Sonderklasse, das zuvor 30 mal im benachbarten Morges stattfand. Über 1000 Fahrzeuge bekannter, weniger bekannter und fast vergessener britischer Hersteller füllen die engen Gassen des kleinen Städtchens, dessen Grundriss von einer dreiecksförmigen Halbinsel im Genfer See geprägt ist. Besonders begehrte Standplätze liegen direkt an der Seepromenade. Lobend muss erwähnt werden, dass aus organisatorischen Gründen zwar eine Nennung notwendig ist, aber ein Nenngeld nicht erhoben wird.
Wie bei jeder Ausfahrt ist schon der Weg ein Teil des Ziels und dazu hatte Alexander sich etwas Besonderes ausgedacht. Der Start der Ausfahrt am 4. Okt. lag ca. 120 km von Freiburg entfernt in der Vogesengemeinde Fresse sur Moselle, wo Alexander und seine liebe Frau Veronika seit einigen Jahren zuhause sind. So machten sich die 14 Teilnehmer in sieben Jaguars in einer kleinen Sternfahrt auf in die Vogesen.
Tag 1 : Fr. 4. Okt. 2024:
Gestärkt durch ein „petit-déjeuner“ mit Kaffee, frischen Croissants und selbstgekochter Marmelade in der Küche der Seidels in „Fresse sur Moselle“ ging es in zügiger Fahrt - die Performance des vorausfahrenden Big Saloon MK 7 M beeindruckte durchaus - über traumhafte meist kleine Straßen Richtung französischem Jura. Zwischenziel war das Château de Joux, eine Höhenburg, die bereits im Jahr 1034 urkundlich erwähnt wurde. Der steile Weg vom Parkplatz zum Burgtor war eine willkommene Möglichkeit den Beinen der Fahrzeuginsassen etwas Bewegung zu verschaffen. Leider konnte uns das Personal der Burg entgegen der Absprache nur eine Führung in französischer Sprache bieten. Damit wurde die Gruppe eingestimmt auf das, was sie in der Schweiz erwartete. Denn wer meinte, dort könne man wieder mit Deutsch weiterkommen irrte; die romanische Schweiz spricht Französisch und nur sehr wenige können Deutsch. Ziel der ersten Etappe war Le Brassus, ein Dorf mit 1400 Einwohnern im Vallée de Joux, das Uhrenliebhabern bekannt sein dürfte, denn hier ist der Sitz der weltbekannten Firma Audemars Piguet. Aber nicht die Uhren waren der Grund für Le Brassus, sondern das Hotel De La Lande, in dem alle Mitglieder der Freiburger Reisegruppe unterkamen.
Tag 2 : Sa. 5. Okt. 2024:
Es ist der Tag des großen Briten-Treffens für das man die lange Anreise in Kauf genommen hat. Ohne „petit déjeuner“ machen sich die Unentwegten unserer Gruppe bereits um 7 Uhr auf den Weg nach St. Prex am Genfer See. Man wollte ja gute Stellplätze ergattern. In der Dämmerung wurden die Motoren gestartet und vermutlich sind die, die nicht so früh aufstehen wollten, dann doch wach geworden. Aber ehrlich, was gibt es neben Glockengeläut Schöneres in der Frühe als den Sound eines startenden Jaguar-Motors?
Die Stecke mit einer Fahrzeit von etwa 30 Minuten führte aus dem Hochtal „Vallée de Joux“ heraus über den 1447 m hohen Col du Marchairuz hinunter nach Bière und weiter nach St. Prex. Wie erhofft, hatte sich das frühe Aufstehen gelohnt. Wir kamen ohne Stau in das abgeschirmte Städtchen und erhielten Stellplätze direkt an der Seepromenade.
Nachdem die Katzen an ihrem Stellplatz versorgt waren, durften die Insassen ans Frühstück denken. Die malerischen Gassen des Städtchens füllten sich langsam mit allem, was die Insel in vielen Jahrzehnten an Schönem, Rassigem und auch Kuriosem auf die Straßen gebracht hatte. Im aufkommenden Gewühle fand sich eine Eckkneipe, die hier Bar heißt, die mit gutem Café Crème und frischen Croissants lockte.
Gestärkt und vor allem auch gewärmt ging es danach hinaus zum Schauen, Staunen, Fachsimpeln oder einfach nur Genießen. Zu meinen, die Fahrzeuge seien die Hauptsache bei einem solchen Meeting ist zu kurz gedacht. Die Begegnungen mit den Menschen, die die Fahrzeuge besitzen oder einfach nur bewundern, macht das Einmalige eines solchen Treffens aus. Eine ganz besondere Begegnung hatten wir mit Christian Jenny. Den Jaguar-Insidern, nicht nur in der Schweiz, wird der Name bekannt sein. Christian besitzt eine außerordentliche Sammlung von 12 Jaguar-Fahrzeugen, angefangen mit einem SS 90 von 1935 bis hin zu einem XJ6 aus den 1970er. Der absolute Höhepunkt seiner Sammlung ist aber sicher der "9600 HP". Dieses britische Kennzeichen trug der erste Jaguar E-Type, der 1961 auf dem Genfer Autosalon noch mit der Typ-Bezeichnung XK-E vorgestellt wurde. Wie Christian betont, kann nur dieses Fahrzeug, ein Coupé in der Farbe Opalescent Gunmetal Grey, der Maßstab der Originalität der E-Types der Series 1 oder, wie Christian zutreffend sagte, der Urmeter eines E-Type sein.
So weit von einer Begegnung der besonderen Art. Die vielen anderen Begegnungen sollen aber nicht unerwähnt bleiben. So hat auch in St. Prex wie eigentlich überall das Öffnen der Haube eines E-Type zu dem geführt, was die Besitzer solcher Fahrzeuge sicher kennen: Es bildet sich schnell eine Menschenansammlung, es wird, gefragt, gestaunt und gefachsimpelt.
Mit der Erinnerungen an einen sehr schönen Tag ging es ab 16 Uhr wieder zurück zu unserer Unterkunft in Le Brassus. Wie schon tags zuvor traf sich die Gruppe unweit vom Hotel im „Chez Lily“, das man durchaus weiterempfehlen muss. Beim Entrecôte vom heißen Stein wurden einige zum Wiederholungstäter.
Tag 3 : So. 6. Okt. 2024:
Nach einen gemeinsamen Frühstück im Hotel ging es zunächst noch gemeinsam über Straßen des Schweizer Juras zurück Richtung französischer Grenze. Bei einem Zwischenstopp hieß es dann voneinander Abschied zu nehmen. So wie man sich zuvor in einer kleinen Sternfahrt gesammelt hatte, suchte nun jeder den optimalen Weg zurück in die heimatliche Garage. Der besondere Dank aller gilt Alexander Seidel, der diese schöne Ausfahrt organisiert hatte. Dank auch an unsere zuverlässigen Katzen, keine hat merklich gezickt.
Text und Bilder: Thomas Mutschler