Technikworkshop Hydraulik/Schläuche, 13.4.24
Interessante Koinzidenzen: Der X-Type unseres Sektionsfreundes Bernd stand wochenlang in der Werkstatt, weil Jaguar einen Schlauch für die Servolenkung nicht mehr liefern kann. Und kurze Zeit später trudelte eine E-Mail rein, in der die Firma Lösch-Hydraulik ihre Kompetenz bei der Nachfertigung von Schläuchen für Oldtimer anbot. Kurze Recherche – Lösch sitzt in Berlin! Nichts lag näher, als aus dem Thema Hydraulik und Nachfertigung von Schläuchen einen Technik-Workshop zu machen, zu dem sich zwanzig Jaguarfreunde trafen. Herr Fox, Geschäftsführer bei Lösch, war sofort begeistert von der Idee, und auch der Vorschlag, das Ganze an einem Samstag außerhalb der normalen Öffnungszeiten stattfinden zu lassen, sagte ihm zu.
In Charlottenburg begrüßte uns dann Herr Fox bei Croissants und Kaffee und bat uns dann in die Werkstatt.
Hier bekamen wir zunächst einen Eindruck von der Vielfalt, mit denen eine Werkstatt zu tun hat, wenn es um hydraulische Schläuche geht: Seien es die verschiedenen Durchmesser, die unendlichen Anschluss-Möglichkeiten, verschiedene Druckstufen und Medien, die durch die Schläuche fließen, immer muss die Werkstatt die passende Lösung für Neuteil oder Ersatz parat haben. Ob es um Hydraulik-Öl (Bio oder mineralisch), Wasser, Kühlflüssigkeit, Propangas oder Luft (Pneumatik-Steuerungen für die Industrie) geht, jedes Medium stellt anderer Anforderungen an das Material der Schläuche, das ja nicht vom Medium angegriffen oder zersetzt werden darf. Denn Hydraulik bedeutet Druck, und wir sprechen hier von bis zu 1.300 bar. Um die Sicherheit zu gewährleisten, lässt Lösch regelmäßig fertige Schläuche beim Dreifachen des Arbeitsdrucks bis zum Bersten testen. Es muss sichergestellt sein, dass die Verpressung, das ist die Verbindung des Schlauches mit dem metallischen Anschluss, dicht ist, und dass das Schlauchmaterial nicht in der Nähe dieser Verpressung kaputt geht. Das würde auf fehlerhafte Arbeit deuten.
Was die Anwendung bzw. den Einsatzzweck von Hydraulikschläuchen anbelangt, so denkt der Laie zuerst an Baumaschinen. Und hier kommt auch die Stärke eines Hydraulik-Services wie der Firma Lösch zum Tragen, denn wenn „Baggerfahrer Klaus“ auf der Baustelle einen Schlauch an der Maschine beschädigt, muss sehr schnell Ersatz her. Für diesen Zweck verfügt Lösch über einen LKW, der als mobile Werkstatt ausgestattet ist mit allen Maschinen, den gängigsten Schläuchen für die Mobilhydraulik und den entsprechenden Anschluss-Stücken. Mit diesen kann Lösch dann vor Ort auf der Baustelle den Schaden schnell beheben, damit „Baggerfahrer Klaus“ weitermachen kann.
Das Gleiche gilt natürlich für die Industrie, wo eine wegen Havarie stehende Maschine schnell mal einen fünfstelligen Betrag pro Stunde kosten kann. Hier kommen, beispielsweise bei Pressen oder Spritzmaschinen Schläuche zum Einsatz, die schon mal mehrere tausend Euro pro Stück kosten können.
In diesem Bereich bewegen wir uns bei Autos natürlich nicht. Lösch hat schon öfters für eine bekannte Jaguar-Werkstatt in Berlin gearbeitet, daher hatte Herr Fox die Idee, auch uns anzuschreiben. Und während Freund Bernd zwischenzeitlich eine Lösung gefunden hatte, brachte XJ-Fahrer Frank zwei Schläuche mit, die ganz offensichtlich ersetzt werden mussten. Es handelte sich um die Schläuche zum Getriebeölkühler des XJ Serie 1, bestehend aus U-förmigen Metallrohren an jedem Ende, und einem flexiblen Stück dazwischen – dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Die Metallrohre samt den Gewinden wurden weiterverwendet, während Lösch die Schläuche mit den passenden Anschlüssen ersetzen konnte. Hier zahlt sich die umfangreiche Lagerhaltung aus, um immer sofort die passende Kombination aus Schlauch und Anschluss bereit zu haben. Es war beeindruckend zu sehen, mit welcher Kraft die Metall-Manschette um den Schlauch gepresst wird, um eine absolut dichte Verbindung zwischen Gummi und Metall herzustellen, die wieder Jahrzehnte halten wird.
Lösch-Hydraulik legt Wert auf Qualität und bezieht daher die Anschlussteile ausschließlich aus deutscher Produktion, während billige Wettbewerber oft „Chinesium“ und „Indium“ einsetzen.
Es ergaben sich vielfältige Fragen, die wir hier zumindest teilweise zusammenfassen wollen:
- Kann Lösch auch Bremsleitungen anfertigen? Prinzipiell ja, aber ungerne, da es sich hierbei um sicherheitsrelevante Teile handelt. Für Bremsleitungen gibt es andere Spezialisten.
- Sind Kühlwasserschläuche möglich? Ja, wenn sie nicht formhaltig sind, da die Schläuche hierzu nach Zeichnung oder Vorbild wärmegebogen werden müssten. Grundsätzlich gibt es aber alle entsprechenden Materialien und Verbinder, so dass man was „bauen“ kann.
- Kann man für Kühlwasserschläuche Schlauchschellen aus dem Baumarkt nehmen? Als Notreparatur ja, allerdings besteht hier die Gefahr, dass diese Schellen den Schlauch nicht ganz rund umschließen. So kann der Schlauch beschädigt werden, oder die Verbindung wird undicht. Besser Schellen vom Spezialisten nehmen, die Lösch auch vorrätig hat.
- Lassen sich Schläuche biegen? In gewissen Grenzen und Mindestradien ist dies möglich, allerdings sollte man die Spannung nicht zu groß werden lassen. Wir haben das ausprobieren können und schnell festgestellt, welche großen Kräfte dann auf Schlauch und Anschluss wirken. Nachvollziehbar, dass dort, wo die Spannung hoch wird, die nächste Havarie kommen wird. Besser ist es dann, gleich an den Anschlüssen eine Biegung vorzusehen. Auch hier kann Lösch mit entsprechenden Standard-Teilen dienen, die Kröpfungen in verschiedenen Winkeln aufweisen.
- Welche Informationen benötigt Lösch-Hydraulik, um einen Schlauch nachfertigen zu können? Am besten das Altmuster, egal, ob defekt oder nicht. Aufgrund der Variantenvielfalt bei den Anschlüssen (Länge, Kröpfung, Gewinde – metrisch, metrisch fein, zöllig…) ist es nicht zielführend, nach Fotos zu arbeiten! Wichtig sind auch Informationen über das Medium (Motoröl, Getriebeöl …?) und den Arbeitstemperaturbereich.
- Lieferzeit: in der Regel maximal 2 Wochen, wenn Material beschafft werden muss. In dringenden Fällen, sofern die Anschlussverbinder vorhanden sind, sogar nur drei Stunden. Hier versucht Lösch, so viel vom vorhandenen Material wiederzuverwenden, wie möglich und sinnvoll.
Weitere Fragen beantworten die Fachleute von Lösch (https://loesch-hydraulik.de/) auch gerne vor Ort oder telefonisch.
Wie üblich hatten wir auch für den Workshop bestes Wetter, und so ließen wir die Veranstaltung bei Sonne und Steaks im Biergarten des „Maredo“ ausklingen.
Fotos: Jeannine Paliot-Sommerfeldt