25. – 29. Mai 2022
"Mit PS durch den Harz"
Endlich! Unsere Planung startete schon 2018, doch aus bekannten Gründen trafen sich dann erst am 25. Mai 2022 elf Teams im „Weißen Hirschen“ zu Wernigerode. Unsere Veranstaltung sollte diesmal keine Rallye im wettbewerblichen Sinne werden, sondern eine Genusstour durch eine der schönsten Gegenden Mittel- und Norddeutschlands. Und so sammelten sich die Jaguars, ein bunter Mix von XJ verschiedener Generationen, XJS, E-Type, modernem S-Type, XK8 und MK2, flankiert von einem schön blubberndem Thunderbird und einem standesgemäßen Range Rover – da war nahe dem Plauer See ein Kompressor kaputt gegangen, so dass die Sperrklinken der Hebebühne den XJ S1 nicht freigaben…
Das Roadbook wurde dann auch fast leer ausgeteilt, an jedem Abend kamen die für den nächsten Tag notwendigen Informationen dazu.
Mit einem Buffet verschafften wir uns eine ordentliche Grundlage für den Abend, denn nach dem Hauptgang wurden wir am Hotel abgeholt zu einem Verdauungsspaziergang mit Führung durch den Ort. Hier bekamen wir interessante Informationen speziell über die Altstadt von Wernigerode und fanden uns danach in der für uns reservierten Bar des Hotels ein für bereits vorbereiteten Nachtisch und Absacker. Es wurde spät…
Am 26. Mai durften sich die Katzen von der weiten Anreise ausruhen. Die Herrchen und Frauchen allerdings wurden ab Hotel getreu unserem Ausfahrts-Motto „PS-stark“
chauffiert, nämlich in einem alten Saurer Alpenbus, der in Wernigerode für Rundfahrten zur Verfügung steht. 9l Hubraum, 2 x 4 Gänge… Geruhsam, aber mit kerniger Musik des alten Diesels schaukelten wir abseits der großen Bundesstraßen durch malerische Hügellandschaften des Harzes. Bergauf auch mal im Schrittempo…
Gen Westen kämpfte sich der Saurer vor, bis wir unsere erste Station in Elend machten, einem Örtchen im eher rauen Teil des Harzes. Dort besichtigten wir die kleinste Holzkirche Deutschlands, wo wir durch den Vorsitzenden des Fördervereins einen interessanten Vortrag hörten – nicht nur über die Kirche, sondern darüber, wie der Harz besiedelt wurde, wie sich die Vorfahren in der rauen Gegend durchschlugen und wie dies zu den heute sichtbaren und dramatischen Umweltschäden führte. Hierzu später mehr. Von Elend ging es weiter bis zu unserem westlichen Wendepunkt Goslar, wo wir etwas Zeit hatten, damit wir uns die Füße in der wunderschönen Altstadt vertreten und etwas Speiseeis und/oder Kaffee zu uns nehmen konnten. Nicht ohne das tolle Glockenspiel zu sehen, das wohl von Lucas konstruiert war: schon als wir ankamen, stand eine der Türen auf, und auch wenn die Glocken richtig und melodisch glockten, liefen die Figuren deutlich konfus durcheinander. Weiter ging es und wir waren erschrocken über das Ausmaß der ökologischen Wüste aus abgestorbenen Fichten, die der Monokultur des Nutzholzanbaus zum Opfer gefallen waren. Über Jahrhunderte wurde auf dem gleichen Boden immer wieder der gleiche Baum gepflanzt, was die Böden auszehrte und die Ausbreitung von Schädlingen – in diesem Fall des Borkenkäfers – begünstigte. So brauchte es nur noch kleine Anlässe, den ein oder anderen Sturm und ein paar trockene Jahre, bis die Wälder quadratkilometerweise kaputt waren. Das hat hier nichts mit dem Klimawandel zu tun, sondern mit einer brutalen Ausbeutung eines relativ fragilen Ökosystems (raues Klima, große Höhe, schlechter Boden). Uns wurde auch erklärt, wie armselig früher die Bewohner des Harzes als Köhler und Holzfäller lebten, unter meist selbst gemacht schlechten Bedingungen, beispielsweise der Schadstoffbelastung bei der Herstellung von Holzkohle. Glücklicherweise hat man gelernt, und so werden auf den Sturmbrachen keine minderwertigen Nadelbäume mehr angepflanzt, sondern man hat den Harz in Zonen eingeteilt, in denen mit dem Wald unterschiedlich verfahren wird: entweder wird Mischwald mit widerstandsfähigen Laubbäumen wie der Eberesche angepflanzt, oder man überlässt die Fläche der Natur, um das Wachstum eines Urwaldes zu begünstigen. Hier wird überhaupt nicht eingegriffen, und wir waren erstaunt, wie schnell sich die Natur selbst regeneriert, rund um umgefallene und abgestorbene Nadelbäume. Das gibt Hoffnung, denn gerade in solchen Gebieten gedeiht eine ungeahnte Artenvielfalt in Flora und Fauna. Unser Saurer stampfte weiter und brachte uns sicher zurück nach Wernigerode, wo wir unser Abendessen im Restaurant „Orchidea“ einnahmen.
Am 27. Mai blieben wir um den Kirchturm von Wernigerode, wo wir interessante Spezialitäten ansahen und genossen: vormittags gab es eine Führung durch die Glasmanufaktur Harzkristall in Derenburg (https://www.harzkristall.de/). Hier wird Schmuckglas hergestellt und man hat sich auf Spezialanfertigungen spezialisiert, beispielsweise für den Ersatz denkmalgeschützter Lampen und anderer Glasobjekte. Wer überdies für sein Heim ein gläsernes Einzelstück sucht, ist hier richtig! Nach einer Einführung über die Grundlagen der Glasherstellung zeigte uns ein Glaskünstler aus der Oberlausitz, der sich zur Herstellung seiner Objekte monatsweise in der Glashütte einmietet, wie Glaskunst hergestellt wird. Ein faszinierender Mix aus jahrtausendealten Werkzeugen, moderner Technik und Kreativität. Clarissa und Michael verabschiedeten sich von hier aus, um sozusagen Platz zu mache für unser Thunderbird-Team Rosanna und Rolf.
Nach der Rückkehr ruhten wir uns aus oder erkundeten auf eigene Faust das schöne Wernigerode angeregt durch unsere kompetente Führerin vom ersten Abend.
Zur Kaffeezeit besuchten wir dann das Harzer-Baumkuchen Baumkuchenhaus (http://www.harzer-baumkuchen.de), wo wir nett betreut süße Spezialitäten genossen. Ob mit verschiedenen Glasuren oder gefüllt, Baumkuchen ist einfach ein Muss! Als wir zum Hotel zurück wollten, muckerte der Double Six… Der ADAC-Fahrer bekam ihn wieder in Gang, aber unser schnell per Whatsapp kontaktierter Clubfreund und Spezialist Gunnar Gutjahr lag fernmündlich richtig – das Anlasser-Relais.
Für den 28. Mai war das Highlight unserer Veranstaltung geplant, den Besuch des PS-Speichers in Einbeck. Auf dem Hinweg nahmen wir die Direkte Linie in Form von Bundesstraßen und einem Stück A7. Im PS-Speicher hatten wir dann eine Führung in zwei Gruppen, nachdem wir unsere Autos direkt auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik publlikumswirksam parken durften. Witzigerweise kamen fast mit uns auch die Teilnehmer einer kommerziellen Ausfahrt an, darunter auch schöne Jaguars – natürlich einige Mitglieder der J.A.G.! Thema der aktuellen Ausstellung war die Geschichte der zweirädrigen Motorisierung in Deutschland. Ein kleines Mopped war übrigens auch Grundstock der Sammlung des Magnaten, der das tolle Museum initiiert hat, und einige unserer Clubfreunde fühlten sich angesichts der Exponate schlagartig in ihre eigene Jugend zurück versetzt, was sie mit breitem Grinsen und launigen Anekdoten ausdrückten.
Nach einem leckeren Mittagsimbiss im zugehörigen Restaurant „Freigeist“ und der Rekordrunde des Sektionsleiter-Juniors im Fahrsimulator ging es zurück. Nun nach Roadbook über Nebenstraßen der kurvigen und bergigen Art. Im Westharz waren wir erstaunt, wie sehr die Ferienorte, damit die Hotels und auch Läden, in den 80ern stehengeblieben sind. Wird ein hartes Stück Arbeit, diese so schöne Gegend wieder zeitgemäß attraktiv zu machen. Aber dies tat unserem Fahrspaß keinen Abbruch, auch unser S-Type genoß es, über das J-Gate handgeschaltet mal ordentlich hochgedreht zu werden, um Berge, Serpentinen und scharfe Abfahrten mal schnell und mit Engagement zu bewältigen.
Sicher zurück, genossen wir das Abendessen in der Hotelbar, die für unsere lustige Truppe von Jaguarfreunden reserviert war. Entsprechend unserer Stimmung wurde es wieder ordentlich früh am Sonntag, an dem wir uns nach dem wie immer ausgiebigen Frühstück auf den Heimweg Richtung Osten machten. Susanne und Andreas blieben allerdings da, weil Panzerfahren angesagt war und sie daher den Kurzurlaub im Harz etwas verlängerten. Leider verweigerte das Anlasser-Relais beim Double Six von Christiane und Lutz in der Hotelgarage dann komplett den Dienst, so dass die beiden die Dienste der Gelben Engel nutzen mussten, um den Wagen direkt in die Werkstatt des Vertrauens zurück zu schaukeln. Übrigens, das Relais war fast neu!
Der Rest der Truppe bewegte sich dann nach Roadbook – wieder über kleine Straßen – nach Bernburg, wo wir bei einem Mittagsimbiss im Restaurant „La Casa“, Ilberstedter Straße, die Veranstaltung beschlossen. Leider war dann das Wetter so unbeständig, dass wir auf eine Besteigung des Aussichtsturmes in der gleichen Straße oder die Besichtigung von Bernburg verzichteten. Das holen wir dann bei der nächsten Ausfahrt nach!
Ganz herzlich möchten wir dem Team vom Weißen Hirschen danken für die unkomplizierte und kreative Planung, sowie den Teams der Glasmanufaktur Harzkristall, des Baumkuchenhauses, dem Restaurant La Casa für die flexible und leckere Bewirtung, und dem PS-Speicher. Wenn der geneigte Leser unsere Tour nachfahren möchte, wende er sich gerne an mich unter sl-berlin@jaguar-association.de. Ich stelle das Roadbook gerne zur Verfügung.